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Titelthema 02/15: Suchthilfe im Internet

Cover_TP-2_15Ob per Handy von unterwegs oder Zuhause am PC:

Suchthilfe im Internet

Was gibt es, was bringt es?

Sind Sie auch jeden Tag im Internet? Dann gehören Sie zu den rund 80 Prozent Deutschen, für die der Besuch im Web zum Alltag gehört. Ob zum Chatten, Mailen, Shoppen, um Informationen zu finden und Rat. Auch Süchtige finden inzwischen viele Hilfsangebote. Gibt man zum Beispiel die drei Suchwörter „Alkoholismus, Hilfe, Beratung“ bei einer Suchmaschine ein, kann man heute unter 400 000 Einträgen dazu auswählen! Aber wonach denn nun auswählen? Das erfahren Sie hier…

(Auszug aus dem Chat einer Alkoholiker-Gruppe bei einem sozialen Netzwerk (Namen geändert):

Andra: „Guten Morgen, liebe Gruppe! Ich bin seit fast zwei Jahren trocken. In letzter Zeit kommt mir immer häufiger der Gedanke, dass mir die Abstinenz eigentlich nicht viel bringt. Ich bin aber nicht akut gefährdet zu einem Rückfall, habe keinen Suchtdruck, ekele mich sogar davor, wenn andere nach Bier riechen. War das bei irgendjemandem hier auch schon mal so?“

Rose: „Das geht mir auch so, Andra, und ich bin über 30 Jahre trocken, also wenn jemand nach Alkohol riecht. Aber zum ersten Gedanken: Man sollte halt sein ganzes Leben ändern und nicht nur den Alkohol weglassen. Zur Selbsthilfegruppe gehen!“

Andra: „Hey Rose, kann mir denn die Selbsthilfegruppe dabei helfen? Ich finde keinen Lebenswillen, keine Freude mehr. Alles nervt nur noch und kotzt mich an. Ist das bei euch so, geht das irgendwann mal weg???“

Karin: „Mich würden deine Abstinenzgründe interessieren und was deine Stoppschilder sind nicht wieder anzufangen zu trinken. LG“

Karin: „Ach so: Shg ist wirklich wichtig! Ich spreche aus eigener Erfahrung. Such dir nicht die erste beste aus, sondern es muss auch zwischenmenschlich stimmen. Dann hast du Freunde, Berater, wie ne kleine Familie. Die dir mit Rat und Tat zur Seite stehen!“

Paule: „Ja, Andra, es geht wieder weg, wenn du durchhältst und nicht wieder anfängst zu trinken. Selbsthilfegruppe wäre ein guter Tipp … aber es gibt auch andere Dinge, die dir über diese schlimme Phase helfen: Tue etwas für DICH!!!“

Sylvie: „Hmmm … ich bin da sehr radikal. Wenn ich lese/höre, das jemand fragt: was bringt mir die Abstinenz? Gibt es für mich nur eine Antwort: dein Leben!!“

Gerd: „Wenn Du keinen Sinn im Leben findest, keine Freude, finde ich Dich aber höchst akut gefährdet in Bezug auf einen Rückfall, Kerstin … pass bloß gut auf …“

Paule: „Ja – ich sehe auch die Gefahr zum Rückfall … Diese Stimmungen/Phasen musst du trocken überstehen! Also hole dir Hilfe und denke immer, es wird wieder besser. Wenn du wieder trinkst, dann fängt das Elend von vorne an. Bleibe stark!“

Andra:„Erstmal danke für eure ehrlichen Antworten. Ich bin noch nicht solange trocken (fast zwei Jahre erst) und vllt dachte ich auch fälschlicherweise, dass sich dann einfach was von alleine ändert an meinem Lebenswillen …“

Diese sieben trockenen AlkoholikerInnen sind einander noch nie direkt begegnet …
Aber sie „reden“ im Internet miteinander, sie teilen ihre ganz persönlichen Erfahrungen zu dem sie verbindenden Thema: Alkoholkrankheit. Völlig unabhängig davon, wo der Computer eines jeden gerade steht, in Berlin oder Thüringen, daheim oder im Büro – und es ist auch egal, wie spät es gerade ist.
Sie chatten miteinander.

Chats und Foren

Chatten ( engl. plaudern) ist elektronische Kommunikation mit anderen in Echtzeit, meist auf Websites mit dafür ausgelegten technischen Funktionen. Menschen treffen sich an einem „Ort“ – dem Chat-room. Oft, wie z. B. bei facebook, ist es ein eigener virtueller „Gruppenraum“, zu dem nur Mitglieder Zutritt haben.

Der Unterschied zu einem Forum: Dort kann man – nachdem man sich angemeldet hat – in verschiedene (n streichen) Themenbereichen seine Frage „einstellen“. Die wird dann meist vom Moderator/Administrator geprüft (um Beleidigungen u. ä. vorzubeugen), und dann erst für alle Forumsmitglieder freigegeben. Wer es liest, und ob jetzt oder später, kann dann antworten. Die Unterhaltung verläuft also asynchron.

In diesen Foren und Chats finden Sie Gleichgesinnte:

www.clic-deutschland.de

www.suchtundselbsthilfe.de

www.forum-alkoholiker.de

www.selbsthilfe-interaktiv.de/foren

www.sucht-selbsthilfe.com

www.trockeneralkoholiker.forumieren.com

facebook-Gruppen:

(bei www.facebook.com anmelden, unter Suchfunktion die Gruppe finden)

FTA – Forum Trockener Alkoholiker

Trockene Alkoholiker sind die wahren Helden

Trockene Alkoholiker

Alkoholiker

Alkoholsucht

Anonyme Spieler und Alkoholsüchtige

Suchtselbsthilfe in Deutschland

Suchtfrei…ich bin dabei

AA-Meetings:

www.online-aa.de

(Für die „aa-only-Meetings” müssen Sie sich einschreiben [(anmelden]).

Den Chat können Sie über einen Gastzugang mitbenutzen.)

Natürlich finden Sie im Internet auch reine Informationen zum Thema Alkoholabhängigkeit, Sucht, Entgiftung, Entwöhnung usw., und können so anonym überhaupt erst einmal einen ersten Zugang zum Thema bekommen. Sie können sich auch an Tests versuchen und herausfinden, ob Sie oder ihr Partner süchtig sind oder nicht. Für Letzteres aber bieten sich besonders Onlineberatungen an …

Online-Beratung

„Mein Mann trinkt jeden Abend zehn Bier, ist er gefährdet? Was kann ich tun?“

Solche und ähnliche Fragen können Sie anonym an Experten stellen. Das Grundprinzip: Sie machen keinen realen Termin wie bei einer Suchtberatungsstelle, sondern schreiben eine E-Mail mit Ihrer Frage zu jeglichem Problem, versenden Sie und erhalten in ein bis zweiTagen eine Antwort. Und zwar von Fachleuten auf diesem Gebiet, meist Therapeuten.

Hier zum Beispiel finden Sie Online-Beratung:

www.caritas.de (hilfeundberatung/onlineberatung/suchtberatung)

www.suchthotline.info

www.step-hannover.de (angebote/online-beratung)

www.diakonie.de (Ich suche Hilfe/ Alle Beratungsleistungen/nur online-Beratung, auf Karte klicken)

www.das-beratungsnetz.de

(Auch regional werden mitunter Online-Beratungen angeboten. Sie könnten Sie finden, wenn Sie die Suchbegriffe Sucht, Beratung online, Ihren Ort angeben)

Außer den vorgestellten Möglichkeiten im Internet entwickeln sich derzeit weitere. Eine davon: Die Online-Therapie. Sie könnten dann von Zuhause aus per Video-Chat mit einem Therapeuten täglich ihr Therapie-Pensum bearbeiten. Das wird gerade mit einigen Projekten an Universitäten getestet. Da aber in Deutschland das Fernbehandlungs-Verbot besteht, sind die rechtlichen Voraussetzungen dafür erst noch zu schaffen. Deshalb hier nur eine Website, die es bereits ermöglicht, weil die deutschsprachigen Betreiber in Frankreich agieren: www.myonlinetherapie.com. Aber Vorsicht, lesen Sie sich alle Hinweise auf der Seite genau durch. Diagnosen werden nicht gestellt – und es ist auch selbst zu bezahlen.

Was können diese Angebote, was nicht?

Ich muss nirgendwohin fahren.

Ich muss keine Termine einhalten.

Ich muss mich nicht vor Bekannten outen.

Ich muss schreiben, das klärt Gedanken.

Ich kann jederzeit alles wieder nachlesen.

Ich kann jederzeit rund um die Uhr Informationen, Erfahrungen und Hilfe erhalten.

Das scheinen die wesentlichen Vorteile der Hilfe aus dem Internet zu sein.

Ein Handbuch der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e.V.* zum Thema empfiehlt die Nutzung virtueller Selbsthilfegruppen vor allem für „… Betroffene, die an ihrem Wohnort keine geeignete reale Selbsthilfegruppe haben, die aus anderen Gründen keine reale Gruppe aufsuchen können oder wollen, … die ausdrücklich die Kommunikation über das Internet wünschen, weil sie ihre Probleme ansprechen können, ohne ihre Identität bekannt geben zu müssen.“ Dennoch, heißt es weiter, könne die Gruppe im Internet „ … trotz des intensiven Austausches die wirkliche Begegnung und das solidarische Gruppenleben nicht ersetzen … Gerade für Menschen mit Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Umgang kann die mediale Information und Vermittlung kein wirklicher Ersatz und keine Alternative für den direkten zwischenmenschlichen Kontakt und die damit verbundenen Auseinandersetzungen sein.“ Außerdem könne die Gefahr der Suchtverlagerung – des Austausches eines Suchtmittels gegen ein anderes (Internet) – bestehen.

* DHS, Manual „Sucht-Selbsthilfe: Beratung und Begleitung von suchtkranken Menschen und ihren Angehörigen im Internet“, Christina Meyer)

Anja Wilhelm

So schützen Sie Ihre Daten im Net

Vorab:
Was einmal im Netz steht, ist weltweit zugänglich – und nur sehr schwierig wieder „zurückzuholen“! Deshalb als Grundregel:

Stellen Sie nur Informationen, Fotos und Filme ins Internet, die auch die ganze Welt lesen und sehen darf, ohne dass es Ihnen schaden kann.
Schaden können Ihnen vor allem auch kriminelle Nutzer, vom so genannten ¸Identitäts-Klauer‘ (zum Beispiel, um auf Ihren Namen in Online-Shops zu bestellen) bis zum Passwort-Dieb (zum Beispiel für das Online-Banking).
Dagegen können Sie sich mit den folgenden Regeln „selbst verteidigen“:

– Überlegen Sie genau, welche Daten Sie herausgeben. Wenn in Foren oder Shops Informationen zu Ihnen erfragt werden, ist es zum Beispiel nicht immer nötig, auch die Telefonnummer „auszuplaudern“ o.ä.
– Sie dürfen auch ruhig ein bisschen flunkern in Foren, Chats oder sozialen Netzwerken, benutzen Sie ein Pseudonym.
– Passwörter sollten mindestens achtStellen in Groß/Kleinschreibung plus Zeichen haben. Wechseln Sie diese alle zwei bis drei Monate. Geben Sie sie niemals weiter an andere.
– Versäumen Sie das Ausloggen nicht!
– Benutzen Sie E-Mail-Dienstanbieter, die nicht nur die Daten verschlüsselt speichern, sondern auch den Transport der Daten (z.B. web.de, gmx …)!
– Öffnen Sie niemals SPAM-Mails oder deren Anhänge, sie könnten Viren enthalten.
– Achten Sie beim Online-Banking auf eine sichere Verbindung, zu sehen in der Adresszeile als „https“
– Installieren Sie eine Firewall, sie schützt vor unberechtigten Zugriffen aus dem Internet.
– Aktualisieren Sie Ihr Antivirenprogramm stetig, das schützt vor sogenannter Spyware (Viren, die Ihren PC „ausspähen“ könnten).
– Stellen Sie in sozialen Netzwerken Ihren Privatsphäre-Filter genau ein: Wer darf dies oder das von mir sehen und lesen?
– Facebook: Sobald Sie sich als Mitglied registriert haben, unterliegen Sie denfacebook-Datenschutzrichtlinien. Lesen Sie diese also vorher. Denn facebook darf laut safe-harbour-Bestimmungen (sie regeln den Datenaustausch zwischen den USA und der EU) alle Informationen sammeln, die Sie bereitstellen, von der Telefonnummer bis zu Urlaubsfotos. Um sie dann zum Beispiel Mess- und Anzeigendiensten zu verkaufen. Regeln Sie In den Privatsphäre-Einstellungen, wer welche Daten sehen und lesen kann. Wenn Sie einer Gruppe beitreten, beachten Sie: Nur geheime Gruppen sind wirklich geheim – niemand außer den Gruppenmitgliedern kennt Gruppe, Namen, Beteiligte und die Postings.

Weitere Hinweise finden Sie unter www.bfdibund.de, einem Datenschutzforum, und unter www.selbstdatenschutz.info, wo technische Schritte genau erklärt werden.