Was willst du – aufhören oder auf den Friedhof?

Als Gastwirt alkoholkrank geworden – Entgiftung – jetzt ist sogar das ganze Lokal alkoholfrei:

Was willst du – aufhören oder auf den Friedhof?

Die vergangene Neujahrsnacht im Gasthof „Zur Sägemühle“: Die letzten Silvester-Gäste sind fort. Inhaberin Kerstin findet ihren Mann Vladimir, Geschäftsführer und Koch, in der Küche weinend auf dem Boden sitzend. Er kann nicht mehr. Er will so nicht mehr. „Ich habe Angst, morgen nicht mehr zu leben, wenn ich es nicht schaffe, sofort aufzuhören mit dem Trinken“, sagt er schluchzend zu seiner Frau … Seit damals nun ist nicht nur er selber trocken, sondern auch gleich der gesamte Gasthof: Alkoholfrei alle Speisen und Getränke. Und das in Bayern, wo doch in einem Lokal zünftiges „echtes“ Bier erwartet wird? Die TrokkenPresse wollte alles etwas genauer wissen …

Was und wie viel hast du getrunken?

Vladimir: Immer nur Bier, sieben Jahre lang. Anfangs war es mit zwei, drei am Vormittag noch genug für den ganzen Tag. In den letzten Jahren sind es aber 15-20 am Tag geworden, über den Tag verteilt.

Kerstin: Menschen, die kein Alkoholproblem haben, trinken mal einfach so ein, zwei Bier, um ein bisschen lustig zu werden. Aber er hat nur noch getrunken, weil es der Körper gebraucht hat. Er musste trinken. Das habe ich oft auch selbst gesehen. Wir haben ja Freitag bis Sonntag geöffnet und immer dann, wenn der Stresspegel stieg, wenn das Lokal proppenvoll war, wir viel Arbeit hatten – ging er dann im 20-Minutentakt zum Zapfhahn für einen Schnitt, also 0,3 Liter. Aus der Küche raus, wieder einen Schnitt. Am Ende des Tages hat er gar nicht mehr gewusst, wie viele es waren.

Haben die Gäste das bemerkt?

Kerstin: Dass er betrunken ist, haben die Leute noch nicht gemerkt, aber ich schon.

Hast du versucht, aufzuhören, es zu kontrollieren?

Vladimir: Ja. Mehrere Male. Aber hat nicht geklappt, ich musste ja nicht extra wegfahren, um mir etwas zu kaufen, sondern hatte ja die Quelle hier.

Kerstin: Wir leben auch hier auf unserem Gasthof, und wenn der Bierbrunnen permanent sprudelt, wenn die Fässer an der Schänke angestochen sind, dann ist das sehr schwer, immer daran vorbeizugehen und zu sagen, nein, ich lass mir kein Bier raus. Es ist ja da. Da müsste man schon eine sehr, sehr große Willenskraft haben.

Warum wolltest du überhaupt aufhören?

Valdimir: Mir ging es immer schlechter gesundheitlich. Mir war immer schlecht, ich hatte immer einen Kater.

Kerstin: Er hat trinken müssen, bis er total am Ende war am Abend, er konnte nicht zwischendrin einfach mal stoppen und sagen, das ist ok jetzt.

Am Neujahrsmorgen in der Küche fiel die Entscheidung …

Kerstin: Ja, er schluchzte: „Entweder ich schaffe das, ab morgen trocken zu sein oder die können mich mit dem Krankenwagen gleich auf den Friedhof fahren, ich habe Angst, bis morgen nicht mehr zu leben.“

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