„Alles in Ordnung im Tempel?“

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Christian Wossidlo
ALLES IN ORDNUNG IM TEMPEL?

Eine Sammlung nachdenkenswert-kritischer Schriften über die Arbeit der Guttempler.

CHRISTIAN WOSSIDLO, Jahrgang 1937, ist Mitglied der Guttempler-Gemeinschaft Halensee. Er hält das Konzept der Guttempler nach wie vor für das Beste, um mit anderen zusammen eine zufriedene und stabile Abstinenz zu gewinnen und das
Leben ohne Alkohol erfreulich und auch genussvoll zu gestalten.
Für ihn ist es, wie für viele andere auch, alarmierend, dass sich die Mitgliederzahl im Distrikt Berlin-Brandenburg
in den letzte zehn Jahren nahezu auf jetzt gut fünfhundert Schwestern und Brüder reduziert hat.
Woran liegt das?
Dieses Buch ist ein Versuch, Schwachstellen, Versäumnisse und Fehler aufzuzeigen, damit neuer Wege für eine bessere Zukunft gefunden werden können. Seine kritischen Anmerkungen sind natürlich subjektiv und müssen nicht alle zwangsläufi g richtig
sein. Aber bedenkenswert sind sie allemal und damit letztlich auch wohl hilfreich.
TrokkenPresse Verlag Berlin
ISBN 978-3-9813253-7-9
10 Euro

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INHALT des Buches

Vorwort

Grundsätzliches, damit wir wissen, wo wir stehen
Geschichte und Rituale des Guttemplerordens
Der Barmherzige Samariter
Sprache setzt Maßstäbe
Selbstbewusst abstinent
Abstinenz – Selbstzweck oder Auftrag?
Rückfallgefahr: sind die Gedanken in Ordnung?

Kritisches, damit deutlich wird, wovon ich rede
Verfolgt der Orden seine Ziele richtig?
Weihnachten ist kein Traum
Jahresschlussfeier 2011
Jahresschlussfeier 2013

30 Blitzlichter, damit hier und da ein Licht angeht oder aberausgehen sollte
1. Meine 10 Gebote für Abstinenzler
2. Ich frag’ ja bloß
3. Ich – ein Guttempler
4. Kritik
5. Leidsätze
6. Guttempler auf Talfahrt
7. Das Konzept
8. Die Gemeinschaften
9. Leib und Seele
10. Die Angebote
11. Das Freimaurertum
12. Der Hammer
13. Die HTs
14. Wo man singt…
15. Die Grenzen des Lustprinzips
16 Segen im Kleinen
17. Abstinenz, Brüderlichkeit, Frieden
18. Alt-Älter-Traditionell
19. Der Alkohol hat Kumpel
20. Zusammenarbeit
21. Ein Märchen?
22. Glaube und Zweifel
23. Abgesang an den Orden…
24. Namen sind Schall und Rauch
25. Moral
26. Die große Leere
27. Menetekel
28 Zeichen der Hoffnung
29. Dank an „Halensee“
30. Was immer wieder gesagt werden muss

Schlusswort

Biographie des Autors 

Leseprobe:

3. Ich – ein Guttempler?
Es gab etliche gute Gründe, die mich, Christian Wossidlo, veranlassten, Guttempler zu werden. Vier will ich hier benennen.
1. „Ich will die Tür hinter mir zu machen!“ So sagte es einmal ein junger Mann (39 Jahre alt), als er bei uns in der „Halensee“ um Aufnahme in den Orden bat. Es ist ihm gelungen, die Tür nicht wieder aufzumachen. Darum ging es mir auch. Ich wollte den Willen zur Abstinenz durch eine Handlung unterstreichen, so wie meine Frau und ich damals vor über 50 Jahren unseren Willen, zusammen zu bleiben, mit der kirchlichen Trauung unterstrichen. Bewusst gestaltete Symbolhandlungen stärken das Vorhaben und helfen durchzuhalten, wenn es einmal schwerer wird. Von diesem Gedanken her konnte ich auch die Regel akzeptieren, dass ein Guttempler/eine Guttemplerin ihre Mitgliedschaft verliert, wenn er/sie wieder Alkohol trinkt. Wer trinkt, kann nicht Guttempler sein.Wenn sie/er klug ist, nimmt sie/er einen neuen Anlauf. Niemandem wird das verwehrt, im Gegenteil, Hilfe wird selbstverständlich angeboten.
2. Ich wollte zu einer „Gesellschaft gehören, die abstinentes Leben pflegt“, obwohl ich das Verbot, aus einer Flasche zu trinken, nur um des lieben Friedens willen im Guttemplerhaus befolge. Aber auf einer Reise oder einem Fest eine vergnügte Runde zu erleben, ohne dass Alkohol getrunken wird, hat etwas Besonderes, Schönes.
3. Ich wollte die Möglichkeiten, die mir die Gemeinschaft und der Orden boten, anderen Alkoholkranken zu helfen und sie zu unterstützen, nutzen. Ein wenig wollte ich zurückzugeben von dem, was ich an Hilfe in den zwei Jahren als Gast erfahren habe.
4. Ich wollte mitwirken, in unserer Gesellschaft das Bewusstsein zu wecken oder zu stärken, dass durch Missbrauch von Alkohol sehr viel Unrecht geschieht, viel Leid entsteht und viel Schaden verursacht wird. Als Beispiele nenne ich: die Sorglosigkeit, mit der mit der Pro-Mille-Grenze für das Autofahren umgegangen wird, die Gewalt in Familien und auf unseren nächtlichen Straßen und die gesundheitlichen Risiken und Kosten durch Alkohol. Gerade sie übertreffen bei weitem die, die durch Nikotinkonsum entstehen.
Ich habe den Schritt, den ich vor 10 Jahren tat, nie bereut!
Was mich heute hindern würde, ein Guttempler zu werden:
1. Die inhaltliche Arbeit an den Problemen der Sucht, den Veränderungen, der Altersstruktur des Ordens und andere Probleme unserer Zeit, kommt mir zu kurz. Es ist viel zu viel von Formalien die Rede, siehe D-Sitzungen, Hochtempler-Sitzungen. Die Erkenntnis, dass der Orden auf dem absteigenden Ast sitzt, treibt offenbar nicht zu wirklichen Reformen und Veränderungen.
2. Die Anstrengungen, die um die Namensgebung gemacht werden, reichen bis in das Skurrile, wenn z.B. die Selbstbezeichnung nur noch als Buchstabenkürzel genannt werden soll, also I.O.G.T., um nicht das Wort „Templer“ im Namen zu nennen, ist das skurril. Wenn nicht gar albern.
3. Die Verleugnung der christlichen Wurzeln ärgert mich. Ich will keinen christlichen Verein haben. Hätte ich das gewollt, wäre ich zum Blauen Kreuz gegangen. Ich will aber das Gute aus der Tradition halten.
4. Die Öffentlichkeitsarbeit, den Missbrauch von Alkohol zu benennen und den Schäden entgegenzuwirken oder sie wenigstens bewusst zu machen, ist mir zu wenig, und, wenn sie überhaupt da ist, nicht effektiv. Zugegeben, wir Abstinenzler sind eine kleine Minderheit in unserem Land und die Alkoholwirtschaft ist in einem mächtigen Industrieverband organisiert. Da kämpft David gegen Goliath, aber, Bibelleser wissen, dass damals David gewonnen hat.
5. Es wird nicht wirklich, jedenfalls nicht im Distrikt Berlin-Brandenburg, an Reformen gearbeitet. Angefangen von der Krankenhausarbeit, über die Ausbildung von Suchthelfern und den Hilfestellungen für die inhaltliche Arbeit der Gemeinschaften bis hin zum Liederbuch, den bürokratischen Verwaltungsabläufen, der Geschwisterlichkeit untereinander und der Zusammenarbeit mit allen anderen Abstinenzverbänden und Gruppen in unserer Stadt.

Ich weiß nicht, ob diese meine Broschüre etwas bewegen wird. Wenn ja, werde ich jubeln, wenn nein, bestätigt das meine Kritik. Wie auch immer: Ich werde mich weiter hin und wieder in der „contactactuell“ zu Worte melden. Ich werde weiter, sofern die Veranstalter das wollen, bei dem einen oder andren Seminar des Guttemplerbildungswerkes mitarbeiten. Ich werde vor allem meiner Gemeinschaft „Halensee“ treu bleiben. Damit lasse ich es genug sein.