Wie sage ich …

Wie sage ich jemandem, dass er zu viel trinkt?

Ja, und vor allem: Sollte ich das überhaupt? Muss ich denn Freunden, Kollegen oder PartnerInnen meine sorgenvolle Beobachtung mitteilen – und wenn ja, wie am besten? Die TrokkenPresse im Gespräch mit Psychologin Heike Herzberg, Leiterin der Suchtberatungsstelle des PBAM e.V. in Berlin-Wilmersdorf.

Woran bemerke ich überhaupt, dass jemand im Umfeld missbräuchlich trinkt und vielleicht sogar bereits suchtgefährdet ist?

Zum Beispiel, wenn er oder sie öfter betrunken ist, die Kontrolle über den Konsum verliert. Oder sehr schnell trinkt. Oder zu unüblichen Zeiten, tagsüber. Und man bemerkt es auch daran, dass sich die Person verändert. Wenn ich z.b. beobachte, einer Freundin geht es jetzt nicht mehr darum, mit mir zusammen zu sein, sondern vor allem darum, mit mir zu trinken. Es kann auch sein, dass sich der Mensch zurückzieht, nicht mehr telefonisch zu erreichen ist oder wenn doch, dann immer schon etwas getrunken hat. Oder Verabredungen nicht einhält und danach merkwürdige Erklärungen dazu hat …
Auch das Herunterspielen von Problemen ist ein Kennzeichen: Da hat beispielsweise jemand den Führerschein verloren und bagatellisiert es trotzdem. Oder wenn es unter Alkoholeinfluss zu bösen Streitereien kommt bis hin zu Gewalt, oftmals gerade auch in Partnerschaften. Aber sehr wichtig ist auch das eigene Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmt …

Muss oder sollte ich denn das Thema nun ansprechen?  Es fühlt sich sehr heikel an …

Ich muss natürlich nicht die Welt retten. Ich muss gar nichts. Genauso wie der Betroffene, der muss auch nichts. Die Frage ist meine eigene Motivation. Habe ich einen starken Antrieb, mit demjenigen zu sprechen? Das wäre wie ein Geschenk an ihn: Denn es ist mutig, jemanden auf seinen Alkoholkonsum anzusprechen. Man muss ja mit Abwehr rechnen. Ein sehr unangenehmes Unterfangen.

Was könnte denn ein Antrieb sein?

Manchmal ist es die Sorge um den anderen, oftmals aber auch, dass ich mitbetroffen bin. Und zwar durch Ärger, der durch das Trinken entstehen kann oder weil sich vielleicht die Freundin so verändert, dass ich kaum noch in Kontakt mit ihr komme. Es kann auch eine Kollegin sein, die nicht mehr so konzentriert arbeitet und viele Fehler macht und ich muss das immer ausbügeln …

Wann und wie sollte ich denjenigen ansprechen?

Ich würde mich mit einer Freundin zum Beispiel mal vormittags zum Kaffee verabreden und auch ankündigen, dass ich gerne etwas mit ihr besprechen würde. Im Gespräch dann ist es immer besser, ihr nicht zu sagen, was sie tun soll oder sie mit Vorwürfen zu überschütten oder ihr gar zu drohen, die Freundschaft zu kündigen, wenn sie sich nicht ändert – so nicht!  …

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