Hol Dir Dein Leben zurück!

Hol Dir Dein Leben zurück!

Von Steffen Liebscher

Jeder Weg in die und aus der Abhängigkeit ist unterschiedlich, sehr persönlich und individuell. Warum ist jemand süchtig geworden? Eins jedenfalls ist klar: Es kann jeden treffen. Ob jung oder alt. Auch nach vielen Jahren der Abstinenz.

Der Weg aus der Sucht ist jedenfalls schön, sogar wunderschön. Man fühlt und spürt eine andere Sucht, eine Sucht auf Leben. Heute habe ich es mir verdient, frei zu sein – und morgen mache ich einfach ohne weiter. Ich habe immer die Wahl. Immer, immer treffe ich alleine die Entscheidung, ob ich trinken will oder lieber leben möchte. Diese Entscheidung kann mir keiner nehmen. Es warten große Aufgaben auf uns, mit der Vergangenheit umzugehen und daraus zu lernen.

Immer wieder höre ich bei Gesprächen mit Betroffenen in der Selbsthilfe, dass ja früher bei Feiern oder dem Zusammensein mit Alkohol nicht alles schlecht war. Bei solchen Gesprächen versinke ich immer wieder traurig in mein früheres Leben. Mag sein, vielleicht war meins von einem Extrem in das andere einfach nur eine Ausnahme. Ein Spiel mit dem Tod auf Raten. Mein vergangenes Leben stand fast täglich unter dem Einfluss von Alkohol mit vielen negativen Erfahrungen. Erinnerungen an Krisen und Herausforderungen, von denen ich zu viel erlebt habe. Würde ich alles Negative, was mir in Erinnerung kommt, hier niederschreiben, bräuchte ich dies Magazin für mich alleine.

Heute weiß ich zu genau, warum ich abstinent leben will und dazu stehe. Ich selbst betrachte mich heute immer wieder als einen Helden, der Spaß am Leben gefunden hat. Meine Vergangenheit hat bei rechter Überlegung aber genau heute auch sehr viel Positives. Ja, man kann sagen, ich habe heute ein reines Gewissen. Meine Aufgabe ist es, einfach so zu bleiben, wie ich bin und anderen betroffenen Menschen vorzuleben, wie es anders und besser geht.

Ich kann und werde keinen trockenlegen, aber immer wieder gebe ich gerne meine Erfahrungen aus dem Vergangenen weiter. Ich finde, es macht dabei auch großen Spaß, heute über mein Leben ohne den Alkohol zu sprechen. Das Leben heute, als eine Art Geschichte, zu betrachten. Wer ist der Stärkere? Wer ist der Kämpfer? Wer ist der Verlierer. Wenn ich, der Stärkere, am Ende siegreich bin, ist es eine super Geschichte. Wenn ich verliere, wäre es für mich ein großes Drama. Ich bin jedoch den richtigen Weg gegangen und habe aus der Vergangenheit gelernt.

Und ich weiß, was wichtig ist, wenn es mir mal schlecht geht, damit es kein Drama wird: Nicht abwarten. Nicht zögern. Nicht aufschieben. Sonst läuft man Gefahr, sein Leben zu riskieren. Denn Trockenbleiben hat nun mal drei Buchstaben: T U N.

Ich handle. Ich tue etwas. Ich nehme die Sache irgendwann selbst in die Hand. Denn darum geht es: Dass wir stolz auf uns selbst sein können. Dass wir wissen: Wir können uns auf uns selbst verlassen. Ab und zu muss man sich auch mal selbst auf die Schulter klopfen.

Und wenn Du auch der Held oder die Heldin in Deiner Geschichte werden willst, dann fange endlich an. Du weißt schon, womit. Von alleine kommt nämlich keine Änderung.