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Titelthema 03/12: Wie ein Musiker auf den Hund kam und der Hund ihn rettete

Wie ein Musiker auf den Alkohol kam und dann auf den Hund und wie der Hund ihn gerettet hat

Interview mit dem Musiker M.T. zum Überleben mehrerer Entgiftungen, zum Rollstuhl und zum Alkoholtod der Freundin

Kein Märchen, aber ein Wunder

 

Sie haben einen Hund, der ihnen wohl das Leben gerettet hat.
Das kann man so sagen.

 Wo kommt der Hund her?
Der Hund ist jetzt gerade vier Jahre alt geworden, am 30. April. Wir wussten es damals nicht genau, die Claudia und ich, ob es nun der 29. oder 30. April oder der 1. Mai war, da haben wir einfach den Geburtstag von Claudia genommen, den 30.4 .. Claudia war über so eine Regionalzeitung auf ihn gekommen, da wurde er angeboten. Wir wollten unbedingt einen Tricoloreterrier haben, Jack-Russel-Terrier, also weiß-schwarz-braun und das war der einzige im Hof. Auf der Rückfahrt dachte ich mir: ,,Mensch ick bin ma gespannt wie lange der hier so ruhig in meinem Arm liegt und wann er anfängt zu jaulen“, weil seine Mama und seine anderen Geschwister nicht da waren. Nö, im Gegenteil, der fühlte sich vom ersten Moment an pudelwohl und wurde gleich aufgenommen in der Familie. Ganz toll, keen Gejammer keen nix.

Irgendwann mal gehörte der Hund ja plötzlich ihnen allein, was war da eigentlich passiert?
Das ging so: Zuerst lief es ungefähr ein halbes Jahr ganz gut, bis wir beide wieder dem Alkohol zugeneigt waren, in der Meinung wir hätten den im Griff. Und das haben wir beide wirklich gedacht. Obwohl, ganz im Inneren muss ich dazu sagen, ist bei mir die Rote Lampe angegangen. Wir hatten schon auf einem Segelboot die ersten Radler getrunken und spätestens da habe ich gemerkt, das geht den Bach runter. Das ist heute mein Problem, dass ich damals schon nicht eingegriffen habe, weil ich sie innerlich schon gehört habe, die Glocke, ganz doll, und ich habe auch dieses Rote Licht gesehen: So jeht det nich, so jeht det nich und det hab ick irgendwie wohl wieder weggeschoben. Noch mit der Meinung, det krieg ich schon hin, ach det ist ja nur … dann hör ick wieder uff … Ja, aber das klappte nicht.

Und wie ging es dann weiter?
Wir haben dann eine ganze Weile dieses Bier getrunken. Aber das schmeckte furchtbar und wir konnten das nicht mehr sehen, uns wurde nur noch schlecht davon und wir mussten immer mehr trinken, denn im Radler sind ja nur 0,3 Promille drin. Also das ist ganz wenig und so mussten wir das immer höher schrauben und schließlich haben wir uns einfach wieder Bier gekauft. Und dann haben wir eine ganze Weile Bier getrunken und hätten das mal dabei belassen sollen, das ist heute meine Meinung. Meine liebe verstorbene Claudia, ich hoffe ich sag jetzt nicht falsches, aber ich glaube sie hat schon, hat wesentlich früher Schnaps getrunken und das hat ihr Wesen mächtig verändert. Zunehmend erschreckend und ich konnte mir dies nicht erklären. Es konnte ja nicht nur das Bier sein.

Wir hatten damals die beiden Eltern mit ins Haus genommen und haben die dann dort gepflegt, in einem extra Appartement. Das war dort so geplant und eingebaut worden. Am Anfang ging es recht gut, aber der Vater wurde immer mehr dement. Ich übernahm den Vater, waschen und rasieren und Fingernägel, was weiß ich. Die Mutter übernahm Claudia. Und diese Frau, ihre Mutter, Margot, die brauchte jeden Abend einen Schnaps, und zwar einen doppelten oder dreifachen, so eine kleine Flasche. Die war schon richtig eklig, aber na gut, die wollte immer die gleiche haben und die musste ihr jemand geben, alleine war sie nicht in der Lage. Und sie hat rumkrakeelt, wenn es keinen Schnaps gab, wenn wir den vergessen hatten. Und den hat Claudia dann abends ihrer Mutter hingestellt und ich bin mir sicher, dass sie auch selber davon genippt hat. Beide hatten wir mehrere Entgiftungen und ich musste sogar einige Male eine Entgiftung abbrechen nach drei, vier Tagen, weil die Claudia so ausgeklinkt war. Ich war wohl der einzige der da die ganze Sache noch einigermaßen am Leben erhalten hat. Es ging ja auch um Mietverträge und enorme Summen, die ich zu verwalten hatte und ich habe das noch so ein bisschen gemanagt. Weil sie völlig durchgedreht mit dem Schnaps war, bin ich vorzeitig aus dem Krankenhaus nach Hause gekommen und dann ist sie zack abgehauen ins Krankenhaus. Und diese Situationen mit dem Alkohol waren in den letzten zwei Jahren der absolute Oberhorror. Dann haben wir eines Tages beschlossen nach Berlin zu fahren. Alle Entgiftungen in Kyritz und wo ich überall war, haben es doch nicht gebracht, weil, entweder war ich zu besoffen oder sie war weiterhin betrunken. Und das geht ja nicht, wenn Du frisch aus der Klinik nach Haus kommst und die andere Dame oder der Partner ist sturzbetrunken. Das geht überhaupt nicht. Dann haben wir beschlossen nach Berlin zu fahren, in Berlin Entgiftung zu machen.

Und jetzt komme ich auf den Tod. Wir hatten einen Hausfreund eingeladen aus Berlin: „Udo komm mal, uns geht’s schlecht, wir müssen hier weg.“ Und der kam auch prompt und hat uns zwei Wackelköppe und Wackelbeine, wir konnten uns ja nicht bewegen, irgendwie untergehakt, sonst wären wir umgekippt. Und anstatt ins AVK, sind wir in die Charité nach Steglitz gefahren. Das ehemalige Steglitzer Krankenhaus gehört jetzt der Charité. Wir wollten uns dort entgiften lassen. Resultat: wir wurden eine dreiviertel Stunde in der Aufnahme von irgendeinem kleinen Doktor mit Schwester ausgefragt über unsere Karriere. Über Alkohol, Entgiftung, wie oft und wo und wie und wat und warum und dann kam der Schlusssatz: ,,Wir haben keine Plätze für Sie.“ Da ist Claudia schon wieder ausfallend geworden, der Alkoholspiegel ging runter und sie fing an zu zittern und kriegte schlechte Laune und Angst. Letztendlich hat der Arzt uns beide abgewiesen, hat der Krankenschwester Bescheid gesagt und, dass sie uns zwei große doppelte Wodka bringen soll. Das haben die wirklich gemacht und dann haben die uns nach Hause geschickt. Und unser Freund Udo brachte uns nach Hause nach Schöneberg und ging vorher noch in den Einkaufsladen und kaufte noch mehrere Starkbiere und zwei Flaschen Korn, Doppelkorn. Und die haben wir dann eine Woche vor Weihnachten zuhause alle ausgetrunken. Und wir hatten auch eine Hausmeisterin, und der sagte Claudia – natürlich wieder eine geniale Idee von ihr, wie immer – sie soll Schnaps besorgen und hat die einfach angerufen, ihr Geld gegeben und die brachte dann den Schnaps. Ich war davon betrunken und so durcheinander im Kopp, dass ich immer nur so blitzartig wach wurde, einen kurzen Moment, dann um mich geguckt und dann war ich wieder weg. Und ich habe es auch nicht mehr zur Toilette geschafft und Claudia muss da irgendwo herumgegeistert sein, Taxifahrer angerufen, um mit ihrem Ditschkopf zum Vater ins Altersheim zu fahren. Ganz irre Sachen hat sie sich da vorgestellt, hat Geld abheben lassen. Einmal ist wohl die Polizei in der Wohnung gewesen, keine Ahnung, habe nichts mitbekommen. Ich weiß nur, dass ich eines Tages gesehen habe wie Claudia sich endlich hingelegt hatte. Die hatte vorher drei, vier Tage nur ganz laut immer den gleichen Satz gesagt: ,,Wir müssen doch was machen, der Hund muss raus“, richtig laut, immer diesen selben Satz und die Leute haben schon an die Wände geknallt, nachts um halb vier! Und ich habe immer nur gesagt:“ hör endlich auf, hör endlich auf“, in riesiger Lautstärke in dem Neubau und alle klopften an die Wände und an die Tür und das Telefon klingelte. Und dann habe ich in einem hellen Moment gesehen, dass Claudia auf der Erde lag, warum sie sich nicht aufs Bett gelegt hat, weiß ich nicht. Ich hab ihr das noch gesagt, aber sie hat sich nicht dran gehalten, vielleicht war die Heizung da wärmer, ich weiß es nicht. Und dann lag sie da, hat den Kopf hingelegt, sich mit der Decke zugedeckt und hat geschlafen. Und ich habe mir gedacht, Gott sei Dank, die Frau schläft endlich, die hat ja ewig nicht geschlafen, ist ja immer rumgegeistert, dachte ich, die schläft jetzt endlich, bin ich froh! Ich bin ja dann gleich wieder eingeschlafen. Im Endeffekt war es so, dass die Frau weiter ruhig war. Ich dachte, die schläft noch, hat sich noch mal Schnaps besorgen lassen. Wenn ich mich recht erinnere, habe ich noch irgendwas getrunken und ich habe die Claudia noch mal angefasst: Und da war die schon zwei Tage tot gewesen! Man sagte mir später, die wird mit aller Wahrscheinlichkeit an Atemlähmung gestorben sein. Vier Promille, glaube ich, ist für eine Frau tödlich. Wir Männer vertragen da ja irgendwie mehr. Und sie hat sich hingelegt, ist eingeschlafen und war dann gleich weg. Ja dann kam die Feuerwehr nach den zwei Tagen.

Ich war von oben bis unten voller Pisse und Kot und das ganze Gesicht war auf gekratzt, voll mit Pickeln und Eiterbeulen und ich sah gruselig aus, nicht zum Aushalten. Ich habe überlebt, noch ein Tag länger und ich wäre auch tot gewesen, das glaube ich.

Und dann kam ich ins Krankenhaus, ins AVK, kann ich nur jedem empfehlen, Station 17, sehr gute Leute. Und da haben sie mich aufgepäppelt und es liefen am ersten Tag ein paar Wetten zwischen den Pflegern und Pflegerinnen, ob ich die Nacht schaffe oder nicht und der Dicke hat wohl die Wette verloren, fünf Euro. Ja, da blieb ich dann über Weihnachten, Neujahr, den ganzen Januar und ich glaube noch den halben Februar und der Hund parkte in der Zeit bei unserer ehemaligen Hauswartsfrau. Im Krankenhaus war das nicht nur schön, das war richtig Horror, ich konnte nicht mehr laufen. Ich musste im Rollstuhl gefahren werden. Das war alles ganz schrecklich, der Oberhorror. Ich hätte nicht gedacht, dass ich da rauskomme. Dort habe ich festgestellt, dass man die Scheiben nicht ohne Grund nicht aufmachen kann, sondern nur kippen. Sonst hätte ich mir vielleicht was angetan. Alle haben sich sehr bemüht um mich, große Dankbarkeit.

Als ich nach Hause gekommen bin, hatte ich natürlich noch immer die große Trauer, aber mein kleiner Knirps war da, der kleine Bongo und der hat mir wirklich, wirklich Halt gegeben.

Der saß da so und hat sich irre gefreut, dass er mich wieder gesehen hat.

Die Hauswartfrau hat schon damals gesagt: ,,Ist ja gut, dass Sie endlich kommen, denn Bongo freut sich wie verrückt, wenn Sie wieder hier sind“.

Der hat mir wirklich das Leben gerettet, der Kleine: „Kümmer Dich mal, ich muss Essen haben, ich will raus und ich will spielen, ich bin noch ganz jung!“ Und das habe ich dann auch alles gemacht. Der Hund hat mich in Beschlag genommen. Mir ging es nach wie vor sehr schlecht. Ich bin ja länger im Krankenhaus geblieben, als die das prognostiziert haben. Nun hatte ich eine kleine Aufgabe. Wie gesagt, der musste verpflegt werden. Der wollte spielen, der Hund, wollte raus und ich kam unter Leute, ob ich wollte oder nicht. Der Hund hat mir das Leben gerettet, auch dieser Hundeplatz. Wenn ich keinen Hund gehabt hätte, hätte ich die Leute da nicht kennengelernt.

Ich habe Freunde gefunden, die mir ans Herz gewachsen sind. Und ja, zwei drei Leute habe ich so kennengelernt, die ganz dufte sind und mit denen ich gut in Kontakt bin, nach wie vor.

Warum beißt der Hund Bongo?
Der Hund heißt Bongo, weil ich Musiker war – nicht nur Kraftfahrer – mit Leib und Seele Musiker. Ich habe alles gespielt was klappert und schön klingt und dem Rhythmus verfallen ist: Schlagzeug, Sehellenringe, Kongas und die Bongos natürlich und davon kommt sein Name und jetzt heißt er Bongo…

Der Name passt ganz toll zu ihm und die Leute lachen, wenn der Bongo kommt, weil er so furchtbar niedlich aussieht. Meine größte Angst war, dass sie mir den mal klauen, weil er so hübsch ist.

Kennt der Hund ihre Gedanken und Gefühle?
Einwandfrei!

Und umgekehrt?
Nicht unbedingt. – Ich wohne jetzt seit zwei Jahren in Schöneberg und das ist meine und Bongos Wohnung. Bongo wohnt eigentlich bei mir, mir ist aber manchmal so, als ob ich bei ihm wohne. Er kontrolliert mich auf Schritt und Tritt: Was ich mache, ob ich in die Küche gehe oder ins Grüne Zimmer, dann ist er da. Gehe ich in den Flur, ist er da, gehe ich ins Bad, ist er da. Nur aus der Küche hält er sich raus.

Würden sie ohne Bongo verreisen?
Nein.

Was hat sich eigentlich geändert, nachdem sie mit Unterstützung von Bongo weitergelebt haben?
Ich war ja in einer ganz schlimmen Verfassung im Jahr 2010.

Sie haben mal erzählt, es gab ,,Hundebekanntschaften“ …
Das wollte ich gerade sagen. Die waren genauso wichtig und nach einer Weile, wenn man auf dem Hundeplatz ist, kennt man sich. Man wird angesprochen: ,,Na wie heißt denn der Hund?“ und so. Und da war dann eine liebe Frau dabei. Wir konnten uns vom ersten Moment an gut leiden und dann stellte sich nach einem halben Jahr so raus, dass wir uns doch sehr sympathisch finden und, kurz gesagt, dann wurde es ernst. Sie ist Rechtsanwältin. Ich wurde angezeigt und brauchte also eine Rechtsanwältin. Weil ich alleine war und nach wie vor zu nichts in der Lage – ich habe ja immer noch leicht gezittert, ganz schlecht geschlafen und war immer noch sehr labil – habe ich allen meinen Bekannten Telefonnummern gegeben: „Wenn ich nicht mehr anrufe oder nicht mehr da bin – dann sofort kommen!“

Und die hat mir dann geholfen, die liebe Frau.

Hat die Entwicklung Ihrer Alkoholabhängigkeit was mit der Musik zu tun gehabt, also wurde vor oder nach den Auftritten Alkohol konsumiert oder nicht?
Es wurde konsumiert. Den Kopf kann man ja nicht abstellen. Ich bin soweit zurückgegangen mit meinem Alkoholgedächtnis, weil ich kieken wollte, wann es losgegangen ist. Das war schon Mitte 70, Ende 70.

Spielt man unter Alkohol besser oder schlechter? Oder anders?
Man spielt letztendlich schlechter. Wenn man aber ein geübter Trinker ist wie ich, kann man das wegstecken. Ich war damals 25. Da habe ich mich morgens einmal geschüttelt und dann waren die Kopfschmerzen alle wieder weg. Im Bierhaus am Theodor-Heuss-Platz, da habe ich das Saufen gelernt, weil ich dreimal die Woche abends gespielt habe und Bier war umsonst. Nur der Bassist hat nichts getrunken und noch einer. ..

Was würde passieren, wenn sie wieder Alkohol trinken würden?
Man kann es ja nicht ausschließen. Ich bin ja dagegen nicht gefeit. Man muss es immer wieder sagen. Wenn ich jetzt wieder trinken würde, würde ich erst mal alle Leute so vorn Kopp hauen und enttäuschen, was ich nicht will.

Das wäre nicht verantwortungsvoll und mit großer Wahrscheinlichkeit würde ich mich tottrinken. Das hört ja nicht auf, ich würde ein Bier, noch ein Bier, drei Bier trinken und so steige ich die Pyramide nach oben. Und das kennen alle, nach der Entgiftung lange trocken gewesen sind. Will man mal wieder eins probieren das schon der Weg ins Krankenhaus.

Sie haben ja auch wieder Kontakt zur Familie?
Richtig. Die würden mich niemals fallen lassen. Ich will ihr das auch nicht zumuten, die hat ja damals schon geheult und hat nun mitbekommen, wie oft ich in der Entgiftung war. Die Krankenschwestern haben zu ihr gesagt, dass ihr Bruder mit absolutem Glück das Ding überlebt hat. Stand auf Messers Schneide… Ich hatte ja auch nichts mehr gegessen.

Wie hat sich der Alkohol früher auf die Stimmung ausgewirkt?
Euphorisch natürlich.

Was machen Sie jetzt, wenn die Stimmung am Boden ist?
Man kann das aussitzen oder aushalten, weil ich weiß, es geht wieder weg.

So habe ich mir auch das Rauchen abgewöhnt.

Man kann das aussitzen, haben Sie gesagt, man kann das aushalten …?
Man kann das aushalten oder aussitzen, man darf auf gar keinen Fall in Panik verfallen und das passiert mir leider. Ich kriege auch leichte Angstzustände, die ich immer aussitzen kann, oder mich auf das Fahrrad setzen oder mit dem Hund in den Park gehe. Oder ich guck‘ mir alte Bilder an, oder suche mir ein vernünftiges Fernsehprogramm, irgendwas Schickes, wo ich was lernen könnte. Oder ich gehe an den Computer. Ich hab mir jetzt auch ein Hobby gesucht – mit Alkohol geht das gar nicht. Und dann spiele ich immer noch in einer Gospel Gruppe „Family & Friends“. Ist immer ausverkauft in der Apostel -Paulus-Gemeinde in Reinickendorf. Wunderschöne katholische Kirche, ein Park ohne Ende. Die Leute sind wirklich angereist unseretwegen. Früher bin ich betrunken zur Probe und zum Auftritt gekommen und habe beim Auftritt auch immer zwei Bier getrunken in der Hoffnung, dass das keiner sieht. Das haben natürlich alle gesehen und haben aber erst mal nichts gesagt, weil die Leistung okay war.

Aber ich fühlte mich furchtbar. So ein schlechtes Gewissen, sowas von blöde. Ich konnte mir selber nicht leiden. ,,Du Idiot“, habe ich immer zu mir selber gesagt.

Aber ich habe mir vorgenommen nächstes Jahr spielste das Ding trocken. Scheiße, war nicht so. Habe wieder besoffen gespielt. Und dann hatte ich wieder einen Auftrag bekommen, im Winter in der Spandauer Zitadelle, ein schöner Ort. Und da habe ich immer noch gesoffen und ich sollte wieder spielen. Aber der hat dann ganz groß geschrieben in der E-Mail: ,,bitte keinen Alkohol“

Und das hat mir sehr zu denken gegeben auch und habe mich dafür dann nach meinem Auftritt in der Reichsstraße beim Straßenfest bei Rita und ihrem Mann Carlo, die dort die Gruppe leiten, entschuldigt und mich sehr darüber gefreut, dass die mir so schön geholfen haben, dass sie an mich geglaubt haben, dass ich also weiterhin da Musik machen kann und dafür habe ich mich bedankt. Das fanden die ganz toll, dass ich mich dafür bedankt habe, die waren ganz gerührt.

Möchten Sie noch irgendetwas sagen, was Ihnen wichtig ist?
Ich glaube, es hilft nicht mehr zu lügen. Immer die Wahrheit zu sagen, wenn man gefragt wird warum und weshalb und wieso. Immer die Wahrheit sagen das hat mir sehr geholfen. Demut und Zuhören ist auch etwas woran ich arbeite, im Moment so mein Leitfaden.

Herr T. wir danken Ihnen für das Interview.

Interview: TrokkenPresse