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Titelthema 04/19: „Egal, was passiert – gesoffen wird nicht!“

Serie: Trocken bleiben, aber wie?

„Egal, was passiert: Gesoffen wird nicht!“

Seit unserer ersten Ausgabe 2019 stellen wir Menschen vor, die seit längerer Zeit trocken leben. Wir wollen wissen, wie sie das geschafft haben, jeden Tag aufs Neue, bis daraus Mo­nate und Jahre wurden. Ihre Erfahrungen können vielleicht dem einen oder anderen Betroffe­nen auch hilfreich sein. Heute sprechen wir mit Hans-Jürgen Schwebke aus Berlin, seit 15 Jahren abstinent, seit seiner Langzeittherapie in der Fontaneklinik Motzen.

Wann hattest Du überhaupt zu trinken begonnen – und weshalb?
Meine ersten Erfahrungen hatte ich mit fünf Jahren. Die haben auch mit dem Missbrauchsge­schehen als Kind zu tun und mit den menschenunwürdigen Unterbringungsbedin­gungen. Ich habe als Waise bei einer alleinstehenden Pflegemutter gelebt, litt oft unter Hunger und Angstzuständen und wurde körperlich misshandelt. Ich musste schwere Kinderarbeit in ihrem Kunstgewerbegeschäft leisten. Dabei habe ich ganz früh Er­leichterungstrinken erfahren, Wein war mir unbeaufsichtigt zur Verfügung. Ich lernte, mit Alkohol und Tabletten Schmerzen zu verdrängen. Meine Pflegemutter bekam Westpakete, in deren Kaffeetüten Tabletten geschmuggelt waren. Ich hatte Tabletten und Kaffeebohnen auseinander zu sortieren. Und Kinder probieren aus. Das hat sich schleichend immer weiter entwickelt. Im Kinderheim später habe ich gesagt, ich geh zu Mitschülern, Hausaufgaben machen, aber dann haben wir Fußball geguckt und dabei was getrunken oder waren in Kneipen. So habe ich mich immer um Nachschub für meinen Alkoholkonsum gekümmert und auch Möglichkeiten gefunden. Ja, ich hab in der EOS (Gymnasium, d. R.) Vorträge halten müssen vor der Schüler- und Lehrerschaft, und habe vorher immer getrunken. Flachmänner oder in der Kneipe zwei, drei Bier, um locker und selbstbewusst zu sein, was ich tatsächlich nicht war.

Wann und wie wurde Dir bewusst, dass Dein Alk-Konsum nicht „normal“ ist?
Ich habe fast 25 Jahre gebraucht zwischen meiner ersten Wahrnehmung, da könnte ein Problem sein, bis zur relativen Gewissheit und noch einmal fünf Jahre, bis es krachte. Es begann 1974 bei der Armee, da stellte ich irgendwann mal fest, auf der Bude mit zwölf Leuten, alle rauchten, außer mir. Da fragte ich mich, warum rauchst du nicht, trinkst aber feste mit? Und: Könntest du dir vor­stellen, dass du mal nicht trinkst? Das machte mir plötzlich Angst. Später habe ich Literatur zum Thema gesucht, begann zu blättern, aber dann wollte ich es gar nicht lesen… Immer wieder machte sie mir Angst, diese wahnsinnige Vorstel­lung, ohne Alkohol leben, das geht gar nicht.
Bewusst ist mir das Problem aber erst geworden, als ich 2003 so viel getrunken hatte, dass ich meine Kündi­gungsklage vom Vermieter bekam, mir der Strom abgeschaltet und der Telefonanschluss gekündigt wurde.

Was passierte da?
Nachdem ich die Räumungsklage bekam, fragte mich eine Mitar­beiterin des Sozialamts Friedrichshain, Abteilung zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit, am Telefon, warum ich denn keine Miete zahle. Und da platzte es aus mir raus: Weil ich trinke! Das war das erste Mal, dass ich das öffentlich aussprach und zugab. Es war ein hochemotionaler Moment der Erleichterung: Jetzt hast du es gesagt. Und da meinte die Mitarbeiterin: Na, dann kommen Sie mal zu mir. Und ich bin losgestiefelt.
Vorher und nachher hatte ich auch Termine bei Hilfevereinen wegen Umschuldungsversuchen. Ich habe dann immer vor der Tür gestan­den, bin wieder abgehauen und in die nächste Kneipe. Da war die Scham noch sehr groß. Es überkam mich jedes Mal, es lieber wegzutrinken, als mich tatsächlich da nackig zu machen.
Dieser eine Anruf damals war der zentrale. Als ich auflegte, dachte ich: Jetzt musst du aber dran bleiben. Jetzt ist es raus: Ich zahle keine Miete, keinen Strom und keine Telefongebühren, weil ich saufe und das Geld dafür brauche.
Dann habe ich alle Schritte unternommen: Sozialpsychiatrischer Dienst, Suchtberatung SPI, Gruppe, Hausärztin und andere Spezialisten. Der Kardiologe sagte mir auf den Kopf zu: Sie können den Aus­stieg in den Einstieg alkoholbedingter Schädigungen in nur noch wenig Zeit schaffen. Das war – nach einer klaren Ansage von Karla – das dritte starke Argument für meine Umkehr.

Welche Rolle spielte Deine Lebenspartnerin?
Karla und ich lebten in getrennten Wohnungen. Sie ahnte, nein, sie wusste es. Ein halbes Jahr vorher hatte sie schließlich gesagt: Wenn du bei mir was trinken willst, dann musst du dir deinen Alkohol selbst mitbringen. Sie hat nicht gesagt, du trinkst zu viel, hat mir keine Vorwürfe gemacht, sondern die Botschaft war: Deinen Suff bezahlste alleine. Als hochsensibler Mensch war das für mich die höchste Form der Kritik an mir in dieser Frage. Das waren starke Vorboten dafür, dass nicht irgendwann, sondern recht bald angesagt ist: Entweder du hörst auf oder du bleibst liegen und krepierst.

Dann bist Du zur Entwöhnung. Wie schwer fiel es Dir, nichts mehr zu trinken? Hattest Du Suchtdruck?
Ich kann mit dem Begriff Suchtdruck nichts anfangen, weil es mir so nicht passiert ist. Ich habe es durch die Langzeit-Entwöhnungsbehandlung als eine große Befreiung empfunden, nicht mehr trinken zu müssen. Mir wurde bewusst, dass ich alles geleistet habe, was man von mir erwartete – aber nur mit Hilfe des Trinkens … und dass ich den unbedingten Willen hatte, jedem und allen zu gefallen, dass ich mir Liebe und Anerkennung erkaufte durch gute Arbeit, durch Jedem-Helfen, ja das war gnadenlose Anpassung.
Das alles nicht mehr tun zu müssen, durch dieses Klinik-Gelände zu laufen und die Blumen, die Tiere zu sehen, wieder Natur zu riechen, essen zu lernen, mitzukriegen, was mir schmeckt und was nicht – all das war ja  verschüttet in mir. Mein erstes Kuscheltier schenkte man mir in Motzen. Zum Ab­schluss bekam ich eine Pflanze (winziger und kleiner Ableger) geschenkt, die ich immer noch hüte und pflege. Das erste Märchen, was mir jemals vorgelesen wurde, hörte ich nach der Entwöhnung bei einer Psychologin.
Es gab so unglaublich viele kleine Momente, die zum ersten Mal in meinem Leben passierten – und das wollte ich nun nie wieder aufgeben.

Hattest Du auch in der ersten Zeit kein Verlangen? Wenn Du an Alk-Regalen vorbeige­gangen bist vielleicht?
Ich hatte für den 5. Januar den Klinik-Termin. Ein guter Anlass, Silvester aufzuhören, dachte ich. Ich war vorher bei der Suchtberatung, bei der Hausärztin, die mir vorsorglich Rezepte mitgegeben hat für den Fall, dass es notwendig wäre. Unter Karlas Aufsicht habe ich dann wahnsinnig viel Wasser getrunken, das Ziel vor Augen, du musst nüchtern in der Klinik an­kommen. Die fünf Tage war ich wirklich nur in der Wohnung. Und schon danach habe ich mich plötzlich so wohl gefühlt, so wach, dass ich dachte: Das darfst du nicht wieder aufgeben. Dann bin ich in Motzen eingezogen und es nahm seinen Lauf.
Ich hab es also gar nicht zugelassen, irgendwo nochmal ein Regal anzugucken. Das war mein Selbstschutz.
Was ich nicht verstanden habe … dass später während der Adaption Leute als Praktikanten im Super­markt gearbeitet und die leeren Bierflaschen hinter den Automaten sortiert haben. Ich hab mich bewusst diesen Dingen nicht ausgesetzt. Diesen Versuch, probiere mal aus, ob du dem widerstehen kannst, habe ich zu vermeiden versucht.

Hast Du das später im Alltag so fortgesetzt?
Ja. Ich gehe auch heute noch bewusst nicht an Alkoholregalen vorbei. Weil ich keinen kaufe, und meine Freunde wissen: Wer zu mir kommt und unbedingt Alk trinken will, der hat ein Problem. Meinen 50. Geburtstag habe ich im alkohol-und drogenfreien Café Garbe gefeiert. Und viele Freunde waren erstaunt, dass das geht.

Bei Dir ist alkoholfreie Zone?
Ja. Und wenn Karla bei sich Feiern hatte, war unsere Abmachung: Ich nehme mir das Recht heraus, zu gehen, wann ich es für richtig halte. Ohne es begründen zu müssen.
Während der Therapie, als eine Übungsheimfahrt anstand, habe ich Zuhause als ein Ritual alle Gläser, aus denen Alkohol getrunken wurde, zerschlagen. Ich saß eine halbe Nacht in der Küche und habe mit einem kleinen Hämmerchen alle Gläser zertrümmert. So, dass nur noch Was­sergläser übrigblieben. Weil ich davon ausgehe, dass ich nicht zum Schein ein Sektglas nehmen werde und darin Wasser ist. Die Leute können ruhig sehen, dass ich keinen Alkohol trinke.
Ich bin auch heute noch sehr aufmerksam. Das hält mich trocken. Kein alkoholfreies Bier, kein Rasierwasser mit Alkohol, keine noch so kleinen Ausnahmen genehmige ich mir. Ich habe die Kontrolle über den Genuss von Alkohol verloren. Was ich aber heute aus freien Stücken kann, ist, das erste Glas stehenzulassen.

Diese absolute Entscheidung für die Abstinenz hilft beim Trockenbleiben?
Ja, ja! Ich glaube, je früher und je bewusster die Entscheidung für einen abstinenten Lebensweg ge­troffen wird, je klarer diese Entscheidung ist – also ohne diese Rückversicherung, vielleicht kannst du ja irgendwann wieder normal trinken –, desto leichter wird sie durchzuhalten sein.
Ich habe sehr viele Mitpatienten erlebt, die einem fremdbestimmtem Auftrag nachgegangen sind. Das ist ja kein verwerfliches Motiv. Im Gegenteil. Jede Phase, die man trocken oder ohne Alkohol lebt, ist eine gesunde Phase. Dieses „Ich will den Führerschein wiederhaben“ oder „Meine Frau will sich tren­nen“ und so weiter sind alles starke Motive und können ein Auslöser für Entgiftung und Entwöh­nung sein. Aber wenn ich meine Alkoholabstinenz an ein Le­bensziel binde und dieses Lebensziel ist erreicht, ja was dann? Wofür bleibe ich dann noch trocken? Es zum Ausgangspunkt zu bestimmen, ja, aber zum Endpunkt und danach kann ich ja mal wieder, das funktioniert aus meiner Sicht nicht.

Hast Du eine Art Warnsystem und andere Hilfen?
Als Karla im Sterben lag und ich im Krankenhaus mit Kreislaufproblemen zusammensackte, kam schnell ein Arzt und das erste, was ich sagte, war: Ich bin Alkoholiker, nehmen sie keinen Alkohol. Ich wusste nicht, was der mit mir machen wird, ich habe es ganz schnell ausge­sprochen, falls ich bewusstlos werde und die mir irgendwelche Lösungen geben.
Und ich bin offen damit umgegangen nach dem Entscheid damals, zu der Frau zum Sozialamt zu ge­hen. Da habe ich Freunde eingeweiht, Karla auch. In der  Hoffnung, dass sie mich erinnern, wenn ich wieder auf einen Abweg komme.
Im meinem Portemonnaie habe ich den Hinweis: Ich bin Alkoholiker, und die Num­mer der Suchtberatungsstelle.
Ich lade über Facebook viele ein, mit mir den Trockengeburtstag an jedem 1. Januar des Jahres zur Kenntnis zu nehmen und mir Anerkennung und Lob zukommen zu lassen.
In meiner Apotheke habe ich die Suchterkrankung angegeben, damit bei Verschreibungen von Medikamenten ein Warnsignal im PC kommt, wenn sie Gefahr für die Sucht darstellen sollten.
Wenn ich keine Ahnung habe, ob in Lebens­mitteln Alkohol ist, lasse ich sie im Regal des Supermarktes liegen. Das kommt oft vor, wenn ich keine Lesebrille mithabe.
Ich bin in drei Gruppe auf Facebook zu diesem Thema unterwegs.
Wenn ich zu Feiern gehe, frage ich offen nach, wenn ich das Gefühl habe, dass Alkohol in Speisen versteckt vorkommt.
Zu meinem ersten Trockengeburtstag habe ich mir einen Ring gekauft und das Datum des Beginns der Abstinenz eingravieren lassen. Ich trage ihn heute noch und ich fühle, dass es eine runde Sache ist, sich jedes Jahr wieder mal an den Anfang zu erinnern. Genauso geht es mir, wenn ich zum 1. Samstag im September eines Jahres zum großen Jahrestreffen nach Motzen fahre und am großen Absti­nenzritual teilnehme, was mich immer stolz macht. Ich kann jedes Jahr für ein Jahr Abstinenz länger stehen bleiben.

Wie gehst du nun mit den Dingen um, bei denen du vorher Alk brauchtest?
Zum Beispiel dem nachzutrauern, dass man keine Familie hat, keine Angehörigen, dass man überall fremd ist, dass man überlegen muss, wo geht man Weihnachten hin … diese Gefühle kann ich natürlich heute nicht wegtrinken. Aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass man sie aushalten kann. Der Schmerz ist nicht weniger. Aber das Schöne ist, zum Beispiel diese Weihnacht, sie kommt wie eine Wolke, sie kommt heran und fliegt dann auch wieder weg. Das finde ich ein sehr schönes Bild. Und da muss man sich nicht so fokussieren und trauern. Also die Schmerzen bleiben, aber sie sind anders aushaltbar. Und dass ich dafür den Alkohol nicht mehr brauche, ist eine schöne Erfahrung. Therapeut Herr Meschede aus der Fontaneklinik, selbst trockener Alkoholiker, hat immer gesagt: Egal, was passiert, gesoffen wird nicht! Solche Kernsätze helfen mir oft.
Das war mir auch in Erinnerung, als Karla im Sterben lag. Ich habe nicht geglaubt, dass man trinken muss, wenn eine Familienangehörige stirbt. Ich habe es verstanden, wenn Leute es tun. Man muss dann gucken, dass man wieder aufsteht. Für mich habe ich es ausgeschlossen, aber auch oft in Erinne­rung an Herrn Meschede und solcher Sprüche. Ich bin froh, die dramatischen Stunden und Wochen um Karlas Tod trocken bewältigt zu haben.

Welche Kernsätze sind noch für Dich hilfreich?
Als es um notwendige Veränderungen im sozialen Umfeld und Gewohnheiten ging, als Vo­raussetzung für einen gelingenden Abstinenzweg, bekam ich als Mensch, der Angst vor Veränderun­gen hat, Angst. Beruhigend auf mich wirkte die Ansage: Überprüfen Sie alle Veränderungen auf Gefah­ren. Nehmen Sie im ersten Jahr keine Veränderungen ohne Not vor. Bleiben Sie erst einmal ein Jahr trocken. Dienen die notwendigen Veränderungen aber einem trocke­nen Umfeld, dann nehmen Sie diese vor. Daraus entwickelte ich die Handlungsanleitung für mich: Stopp! Dient das, was du jetzt vorhast, der Abstinenz oder destabilisiert es dich – dann lass‘ es!
Ein weiterer Spruch: Beginnen Sie mit dem Aufdecken von Problemen mit Hilfe der Tiefenpsychologie, z. B. bei der Aufarbeitung von Kindheitserlebnissen, nicht in den ersten ein, zwei Jahren nach der Entwöhnungsbehandlung. Vieles löst sich auch durch die Abstinenz.

Hast Du deshalb erst so spät nach Deiner Familie gesucht?
Ja. Als soziale Waise vom ersten Tag meines Lebens an, in Heimen aufgewachsen und ohne eine Familie zu haben, trug zu meiner Alkoholkrankheit bei. Sucht kommt von Sehnsucht. Die Um­stände dafür herauszufinden, zu erfahren, wer deine Familie ist und ob die noch lebenden Familien­mitglieder dich nach über 50 Jahren annehmen werden, war mit großen Ängsten verbunden. Ich habe damit erst zehn Jahre nach meiner Entwöhnung begonnen. Heute weiß ich einige Familienangehörige an meiner Seite, aber wie es dazu kam, ist eine andere Geschichte.
Mit dem medialen Aufkommen der Missbrauchsskandale wurde ich zunehmend depressiver, hatte seelische und körperliche Schmerzen. 2010 wandte ich mich an Tauwetter, eine Anlaufstelle für als junge sexuell missbrauchte Männer. In einem langjährigen Prozess mit vielen Unterbrechungen habe ich erst nach vielen Schritten der Stabilisierung den Schritt getan, 2016 einen Antrag auf Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz (OEG) in Verbindung mit dem BVG (Bundesversorgungsge­setz) zu stellen. Dabei geht es um die Anerkennung von gesundheitlichen Schäden. So befasse ich mich mit dem Thema schon über neun Jahre bewusst und mit großen emotionalen Aufs und Abs, wiederkehrenden Depressionen und Retraumatisierungen.

Wie hast Du das ohne Rückfall gemeistert?
Bis zu ihrem Tod im Oktober 2017 hatte ich eine großartige, starke, bescheidene und kluge Frau an meiner Seite. Karla gab mir Kraft und vertraute mir. Das gab mir Mut und Halt.
Stabilisierung ist die Voraussetzung all der Schritte, die Schlimmes aufbrechen können. Deshalb suche ich seit 2003 die Suchtberatungsstelle des SPI Friedrichshain auf. Nach der Entwöhnung in Motzen hatte ich eine viermonatige Adaption gemacht. Dann anderthalb Jahre Nachsorge. Immer wieder nutzte ich die Suchtberatungsstelle, wenn ich Unsicherheiten und Krisen zu bewältigen hatte. Und das bis heute. Psychotherapie, Rat-Suche bei Tauwetter und Stabilisierung bei der Berliner Opferhilfe e. V. durch einen Traumaspezialisten gehören ebenso dazu wie das häufige Schreiben von Artikeln für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften.

Dein Fazit?
Für mich war es eine Befreiung, vom Alkohol loszukommen. Ich bin aufgeblüht, habe  das Leben in vollen Zügen (an)genommen und bin nicht krepiert. Denn das vergesse ich nicht: Alkoholismus ist eine tödliche Krankheit. Und ist der Alkohol weg, bekommst Du es mit Dir selbst zu tun. Das habe ich als Herausforderung immer wieder annehmen können im  trockenen Zustand. Es lohnt sich.